Das Grabfeld G
Im Grabfeld G sind verstreut über 30 Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt bestattet. Bevor die Friedhofsverwaltung zunächst das Grabfeld J und später das Grabfeld N nutzte, ließ sie hier bis Mai 1942 vier Justizhäftlinge sowie neun zivile Zwangsarbeiter:innen beisetzen. Darüber hinaus wurden hier seit August 1941 bis kurz nach Kriegsende 13 italienische Staatsangehörige bestattet.
Lage des Grabfelds G auf dem Neuen Katholischen Friedhof
© Katholische Kirchhofstiftung
Belegung mit Opfern von Gewalt und Krieg, sichtbare Gräber und Gedenkzeichen
Belegung des Grabfelds
Sechs Italiener starben bereits vor Juli 1943. Sie hatten sich freiwillig anwerben lassen und können nicht als zivile Zwangsarbeiter gelten, da sie ihr Arbeitsverhältnis bis zu dieser Zeit noch hätten beenden können. Männer wie Francesco Rucco hingegen waren nach dem Bruch des Bündnisses zwischen dem Deutschen Reich und Italien im September 1943 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 gegen ihren Willen aus dieser entlassen und zur Zwangsarbeit in Deutschland verpflichtet worden. Arnaldo Barbieri gehörte zu denjenigen, die noch während des deutsch-italienischen Bündnisses zur Arbeit nach Deutschland gekommen waren, jedoch nach dem Sturz Mussolinis im Juli 1943 nicht mehr freiwillig in Deutschland waren. Aus den Bestattungsunterlagen geht hervor, dass ein oder mehrere italienische Geistliche ihre ausschließlich männlichen Landsleute in den Lagern seelsorgerisch betreuten und auch Einsegnungen vornahmen. Diese Praxis setzte sich auch fort, als das Deutsche Reich mit Italien nicht mehr freundschaftlich verbunden war.
Die Urne des im KZ Buchenwald umgekommenen Bernhard Janetzky ließ seine Mutter 1943 im Familiengrab beisetzen.
Das Grabfeld in der SBZ/DDR
Spätestens seit 1954 ließ die Friedhofsverwaltung einen Teil der Gräber einebnen. Einige wurden nach 1990 dennoch als Gräber im Sinne des Gräbergesetzes anerkannt. Eingeebnet wurde auch das Grab von Arthur Zinn, der infolge seiner geistigen Beeinträchtigung in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein vergast worden war. Sein Grab ist allerdings bis heute nicht anerkannt.
In einer Gedenk- und Begräbnisanlage für Angehörige des Ordens Oblati Mariae Immaculatae (Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria, O.M.I.) am Rand des Grabfelds gegenüber der Friedhofsmauer zur Bremer Straße hin befindet sich seit 1961 das Grab von Pater Franz Bänsch. Als Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde St. Paulus und katholischer Gefängnisseelsorger im Nebenamt fiel die Haftanstalt am Münchner Platz in seinen Zuständigkeitsbereich. Franz Bänschs Grabstein wurde 2021 anlässlich seines 60. Todestags erneuert und um einen Hinweis auf seine seelsorgerische Begleitung zum Tode Verurteilter ergänzt.
Das Grabfeld nach 1989/90
1992 ließen die italienischen Behörden ihre in Ostdeutschland bestatteten Staatsangehörigen nach Italien überführen. Für den Neuen Katholischen Friedhof war dies nur noch für die menschlichen Überreste von zehn Männern möglich. Bis auf zwei waren die Überführten im Grabfeld G bestattet. Die übrigen in diesem und weitere zehn im Grabfeld K Bestattete konnten nicht exhumiert werden, da die Gräber seit Ende 1940er-Jahre eingeebnet und wieder vergeben worden waren. Die Überführung in Gebeinkisten erfolgte über eine Kaserne in Zeithain als Zwischenlager und von dort nach Monfalcone bei Triest.
Erste Bemühungen des italienischen Roten Kreuzes in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre die menschlichen Überreste der eigenen Staatsangehörigen auch vom Neuen Katholischen Friedhof zu exhumieren, waren gescheitert. Die Katholische Kirchhofstiftung riet damals von einer Exhumierung ab, da sie die Personenidentität nicht garantieren könne.
Im Zuge der Neuerfassung der Gräber in den 1990er-Jahren wurden die anerkannten Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt aus diesem Grabfeld auf dem Papier fast ausnahmslos dem Grabfeld K zugeordnet. Heute erinnert lediglich die am südlichen Rand des Grabfelds gelegene Ruhestätte von Bretisłav Vystyd an die Belegung des Feldes mit Opfern nationalsozialistischer Gewalt. Sein Grab wurde in den 1960er-Jahren in städtische Pflege genommen.