Das Grabfeld H
Im Grabfeld H sind rund 90 Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt bestattet. Es umfasst zwei durch einen Weg voneinander getrennte Teilgrabfeldern. Ein Drittel der Bestatteten sind Wehrmachtsoldaten, entlassene Kriegsgefangene sowie Angehörige der Schutzpolizei. Rund zwanzig Zivilist:innen starben bei Bombenangriffen. Zudem wurden hier sechs zivile Zwangsarbeiter bestattet.
Lage des Grabfelds H auf dem Neuen Katholischen Friedhof
© Katholische Kirchhofstiftung
Belegung mit Opfern von Gewalt und Krieg, sichtbare Gräber und Gedenkzeichen
Belegung des Grabfelds
Die Wehrmachtsoldaten waren in Reservelazaretten innerhalb und außerhalb Dresdens oder in Dresdner Krankenhäusern ihren Verletzungen erlegen. Die Kriegsgefangenen stammten aus den vormals deutschen Gebieten im Sudetenland, in Schlesien und Ostpreußen. Von den fünf Polizisten waren zwei bei dem Luftangriff auf Dresden am 17. April 1945 ums Leben gekommen. Die Beisetzungen erfolgten zwischen April 1942 und Anfang 1946 im südlichen Teil des Grabfelds in Gräbern dicht an dicht gruppiert um ein Hochkreuz.
Um 1940: Ehrenhain für Soldaten des Zweiten Weltkriegs
Das Hochkreuz trägt die lateinische Inschrift INRI (Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum, das heißt: Jesus von Nazareth, König der Juden), die seit dem 4. Jahrhundert Bestandteil von Kreuzigungsszenen in der christlichen Ikonografie ist. Eine Steinmauer und eine Hecke umgeben diesen Teil des Grabfelds, das symmetrisch angelegte Wege durchziehen und über eine Treppe mit Blick auf das Hochkreuz zugänglich ist. Wahrscheinlich wurde die Anlage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs zum ehrenden Gedenken an verstorbene Angehörige der deutschen Wehrmacht angelegt. Auf diese Zweckbestimmung verweisen Charakterisierungen in den Bestattungsbüchern als „Kriegergrab“, „Soldatengrab“, „Heldenfriedhof“, „Kriegergrab-Abteilung“, „Ehrenhain“ oder „Soldatenfriedhof“. Möglicherweise hatte die Wehrmachtsverwaltung das ehrende Gedenken initiiert, da deren Gräberdienst bemüht war, die toten Soldaten im Sinne einer „Kameradschaft im Grabe“ in sogenannten Ehrenhainen beisetzen zu lassen.
Außerhalb der Mauereinfassung auf der nördlichen Seite oberhalb und unterhalb des Hochkreuzes bestattete die Friedhofsverwaltung ab Januar 1945 insgesamt 21 deutsche zivile Luftkriegstote, die bei Bombenangriffen auf Dresden und Pirna zwischen Oktober 1944 und April 1945 ums Leben gekommen waren. Für die Toten der Bombenangriffe vom 7. Oktober 1944 und vom 16. Januar 1945 hatte die Stadt Dresden auf dem Äußeren Matthäusfriedhof wegen dessen räumlicher Nähe zu den betroffenen städtischen Gebieten eine Kriegsopfersammelstelle einrichten und die Toten dort auch überwiegend bestatten lassen. Möglicherweise waren die später auf dem Neuen Katholischen Friedhof bestatteten Zivilist:innen zunächst dorthin verbracht, identifiziert und wegen ihrer katholischen Konfessionszugehörigkeit auf den benachbarten katholischen Friedhof überführt worden. Unter den Toten des 16. Januar 1945 war auch Anna Melzer mit ihren beiden Kindern.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden hier auch deutsche Vertriebene in dichter Folge beigesetzt. Die insgesamt knapp fünfzig hier Bestatteten, zu denen auch drei weibliche Wehrmachtsangestellte gehörten, wurden wohl als „Gefallene“ an der „Heimatfront“ bewusst in der Nähe der Soldatengräber beerdigt.
An Wegstellen des nördlichen Grabfeldteils, der heute nicht mehr für Bestattungen genutzt wird, ließ die Friedhofsverwaltung im Juni 1944 sechs zivile Zwangsarbeiter beisetzen, die infolge von Arbeitsunfällen oder Infektionskrankheiten ums Leben gekommen waren.
Das Grabfeld in der SBZ/DDR
Zwischen Oktober 1945 und Januar 1946 wurden in der Ehrengrabanlage für Wehrmachtssoldaten sechzehn entlassene Kriegsgefangene bestattet. Gräber von Wehrmachtssoldaten, die sich nicht in der Pflege von Angehörigen befanden, ebnete die Friedhofsverwaltung ein und vergab die Grabstellen erneut. Heute sind nur noch zwei nebeneinanderliegende Gräber von Kriegsgefangenen äußerlich sichtbar, das gemeinsame Grab von Josef Bauer und Wilhelm Bulik sowie das von Wilhelm Köhler.
Das Grabfeld nach 1989/90
Zusammen mit dem ebenfalls in der DDR außer Acht gelassenen Grabfeld K rückte das Grabfeld H nach 1989/90 als „Soldatengrabfeld“ neu in den Blick. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge befand das Grabfeld Anfang 1992 für eine Rekonstruktion nicht geeignet, da nur wenige Gräber sichtbar waren, darunter auch einige Zivilgräber. Ein Teil des Grabfelds wurde als Sammelgrabstätte unter dauerndes Ruherecht im Sinne des Gräbergesetzes gestellt.
Die Gräber von über zwanzig weiteren Soldaten, die verstreut in anderen Grabfeldern bestattet worden waren, existieren ebenfalls nicht mehr. Dabei handelt es sich überwiegend um Soldaten des Ersten Weltkriegs, die ihren Verletzungen in Lazaretten erlegen oder später daran verstorben waren. Auf diese Gruppe verweist eine der beiden Liegeplatten auf dem Grabfeld.