Joël Anglès Yves D'Auriac
Joël Anglès d'Auriac (1922–1944) wurde am 25. Februar 1922 im südfranzösischen Toulon als Sohn eines Marinearztes geboren. In seiner Schulzeit schloss er sich der örtlichen Pfadfindergruppe in seiner Heimatstadt an, die Teil der 1920 gegründeten, katholisch geprägten Scouts de France war. Die Pfadfinder sollen eine zweite Familie für ihn gewesen sein. 1942 legte Joël Anglès d'Auriac in Toulon das Abitur ab. Die Stadt gehörte damals zur unbesetzten Zone, dem sogenannten Vichy-Frankreich, das unter Staatschef Philippe Pétain mit den deutschen Besatzern kollaborierte.
Eigentlich wollte Joël Anglès d'Auriac wie sein älterer Bruder an der renommierten französischen Militärschule Saint-Cyr bei Versailles studieren. Erst bei der dritten Vorladung meldete er sich im Mai 1943 zum Service de travail obligatoire (STO, Pflichtarbeitsdienst). Er wurde nach Děčín im damaligen Reichsgau Sudetenland geschickt. Dort musste er in den Schmiddingwerken Zwangsarbeit leisten, einem Rüstungsbetrieb, der Raketentriebwerke für verschiedene Flugzeugtypen produzierte.
Über die näheren Umstände von Joël Anglès d'Auriacs Verhaftung am 10. März 1944 ist nichts bekannt. Fest steht, dass das Oberlandesgericht Leitmeritz ihn am 20. Oktober 1944 zum Tode verurteilte. Ihm wurde vorgeworfen, einige im selben Betrieb arbeitende Landsleute „zur Arbeitssabotage aufgefordert“ zu haben. Nach dem Todesurteil wurde der 22-Jährige aus dem Gerichtsgefängnis in Litoměřice zur Vollstreckung des Todesurteils nach Dresden in das Hafthaus in der George-Bähr-Straße 5 überführt.
In den sechs Wochen, die er noch lebte, fand der Katholik Trost und Halt im Glauben und in der seelsorgerischen Unterstützung durch den Gefängnisseelsorger Pater Franz Bänsch.
Auf der Rückseite eines Gebetszettels hinterließ Joël Anglès d'Auriac an seinem Hinrichtungstag am 6. Dezember 1944 letzte Grüße an seine Angehörigen. Am 12. Dezember 1944 wurde er auf dem Neuen Katholischen Friedhof in einem Grab zusammen mit seinen Landsleuten Jean Bruyeron und Auguste Ledoux und dem Tschechen Josef Tomčík beigesetzt.
Nach Kriegsende bemühte sich Pater Bänsch vergeblich, mit den Eltern von Joël Anglès d'Auriac Kontakt aufzunehmen, um ihnen eine Haarlocke ihres Sohns und dessen letzte Grüße auf dem Gebetszettel zu übermitteln.
Quellen (Auswahl): Bundesarchiv, Mordregister I/II, Joël Anglès d'Auriac; Katholische Kirchhofstiftung, Bescheinigung über die Anmeldung eines Sterbefalls; Sammlung Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, Unterlagen Franz Bänsch (Kopie)
Name | Joël Anglès Yves D'Auriac |
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Geschlecht | männlich |
Nationalität | französisch |
Opfergruppe | Justizhäftling
Anerkannt gemäß Gräbergesetz § 1 Abs. 2 Nr. 4 |
Geburtsdatum | 25.02.1922 |
Todesdatum | 06.12.1944 |
Bestattungsdatum | 12.12.1944 |
Friedhof | Neuer Katholischer Friedhof |
Grablage | Grabfeld N |
Todesursache | Hinrichtung |
Todesort | Dresden, Hinrichtungsstätte, Münchner Platz |
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