Das Grabfeld K

Im Grabfeld K sind über 230 Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt im Sinne des Gräbergesetzes bestattet. Die mit Abstand größte Gruppe machen Deutsche aus, die bis kurz vor oder nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Gebieten gelebt hatten, die zum Deutschen Reich gehört hatten. Über sechzig weitere Vertriebene wie Elisabeth von Foerster oder Karl Margner wurden darüber hinaus in anderen Grabfeldern bestattet. Hinzu kommen westeuropäische zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.



Belegung des Grabfelds

Die rund vierzig Zwangsarbeiter:innen waren überwiegend französischer und italienischer Nationalität. Ihre Beisetzung erfolgte zwischen September 1944 und April 1945. Von diesen kamen 23 bei den Luftangriffen auf Dresden am 7. Oktober 1944, 16. Januar 1945 und 17. April 1945 ums Leben. 

In diesem Grabfeld sind auch etwa 30 Frauen und Männern beigesetzt, die mutmaßlich von den nationalsozialistischen Behörden aus anderen Teilen des Reichs in die damaligen deutschen Ostgebiete evakuiert worden waren und in Dresden als Zwischenstation auf dem Rückweg in ihre Heimatorte verstarben. Diese Gruppe war wie die Vertriebenen in Lagern untergebracht. In den Bestattungsbüchern wurden Angehörige beider Gruppen als „Flüchtling“ verzeichnet. Dadurch ist eine Identifizierung dieser Menschen erschwert, die nicht als Opfer im Sinne des Gräbergesetzes gelten.

Die menschlichen Überreste der hier Bestatteten Opfer von Krieg und staatlicher Gewalt wurden in dichter Folge fast ausnahmslos in den Grabnummern 323 bis 205 beigesetzt, beginnend mit den zeitlich zuerst bestatteten zivilen Zwangsarbeiter:innen am äußeren nördlichen Rand des Grabfelds in den Grabnummern 323 bis 300 in maximal drei Tiefen. Die Vertriebenen wurden in einem Grab in bis zu sechs Tiefen bestattet. Vielfach ist in den Friedhofsbüchern zudem vermerkt, dass die Beisetzungen ohne Sarg und auf Kosten der städtischen Fürsorge erfolgten. Einer Weisung der Stadt vom August 1945 ist zu entnehmen, dass es Aufgabe des Lagerleiters war, bei Todesfällen in Flüchtlingslagern die Heimbürgin, den Lagerarzt sowie das Bestattungsamt zwecks Abtransports der Toten zu verständigen. Den Bestattungsbüchern zufolge unterblieb in manchen Fällen ein seelsorgerischer Beistand. 

Überwiegend stammten die Geflüchteten und zwangsweise Vertriebenen aus dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet und aus Niederschlesien. Die Beisetzungen erfolgten zwischen Ende April 1945 und Ende November 1948. Mit Abstand die meisten Bestattungen Vertriebener fanden in der zweiten Jahreshälfte 1945 statt. Das Lebensalter der Vertriebenen zum Zeitpunkt ihres Todes überstieg in der Regel deutlich die übrigen Opfergruppen. Mehr als die Hälfte war in den 1860er- und 1870er-Jahren geboren. Infektionskrankheiten, Altersschwäche sowie Herz- bzw. Kreislaufschwäche waren die häufigsten Todesursachen.   

Von über 80 Vertriebenen ist das Lager bekannt, in dem sie untergebracht waren und starben, sofern sie nicht vor ihrem Tod in ein Krankenhaus verbracht wurden. Über ein Drittel war in einem städtischen Barackenlager in der Bremer Straße 25 untergebracht, das die Firma Seidel & Naumann zuvor zur Unterbringung ziviler Zwangsarbeiter:innen genutzt hatte. Weitere Lager, in denen Vertriebene untergebracht waren, befanden sich unter anderem in der Neuländer Straße 29 in Dresden-Trachau. Diese Baracken hatte bis Kriegsende die Firma Zeiss-Ikon für Zwangsarbeiter:innen genutzt.

„Die 4 Baracken des Lagers, die jetzt der Aufnahme von 600 – 800 Flüchtlingen dienen sollen, sind alle reparaturbedürftig. Fensterrahmen, Fenster und Türen fehlen fast überall oder sind defekt. Die Dächer müssen ausgebessert werden. Die Schornsteine sind abgeknickt oder verbogen, so dass nicht ohne Gefahr geheizt werden kann. […] Die Baracken sind sehr verschmutzt […] Es werden etwa 6 Arbeitskräfte ständig gebraucht (4 Frauen, 2 Männer), da man sonst auch nicht des Ungeziefers Herr werden kann […] Die Flüchtlinge können im allgemeinen nicht dazu herangezogen werden, da sie meist erschöpft sind. […] Die Ungezieferbeseitigung ist im Hinblick auf die Seuchengefahr, die vom Ungeziefer ausgeht, wesentlich. Gegen die Rattenplage muss auch energisch vorgegangen werden. […] 

Bezirksgesundheitsamt III, Bericht über das Barackenlager Bremer Straße, 7.8.1945 (Auszug) © Stadtarchiv Dresden, 4.1.10, Nr. 42

„Hier übertrifft eine Krankheit die andere. Krebszustände äußerlich Gesicht Hals eiternde Wunde, sodass die Maden drumherum laufen. Seit Freitag sind mir da Leute hinbefördert worden, welche nur Krankenhausaufnahme-bedürftig sind. Es sind Leute, die nur dahinsiechen, sowie Geisteskranke, Tbc-Leute, Di, Ausschlag, Durchfall, Ruhr, ja wenn nicht sogar Typhuserscheinungen, Gelähmte beider Füße, Krüppel, Unterernährte, rachitisch usw. […] Heute meinte ein Arzt: ‚Für diese ist das Todesurteil gesprochen'. Gestern ist wieder ein Kind verstorben.“ 

Friedrich Heslach, Samariterkolonne I, an das Gesundheitsamt Dresden, 14.8.1945 (Auszug zum Lager Neuländer Straße 29) © Stadtarchiv Dresden, 4.1.10, Nr. 42 

Das Grabfeld in der SBZ/DDR

Auf Veranlassung nationaler Bergungskommandos erfolgte Ende April 1948 die Exhumierung der menschlichen Überreste von einem belgischen zivilen Zwangsarbeiter und sieben zivilen Zwangsarbeiter:innen französischer Nationalität. Sie wurden mit Landsleuten, die in den Grabfeldern H und J bestattet waren, auf den Französischen Nationalfriedhof Berlin-Frohnau überführt. Vier von ihnen wurden 1954 auf den Friedhof Heiligensee umgebettet. Wenig später wurden diese Gräber wieder belegt, unter anderem mit Vertriebenen, die nach ihrer Wohnsitznahme in Dresden verstorben waren. 

Die städtischen Behörden hatten kein Interesse daran, an die Vertriebenen zu erinnern. Die Friedhofsverwaltung ließ die meisten Gräber ließ zwischen den frühen 1970er-Jahren und Anfang der 1980er-Jahre mit dem Hinweis „verwahrlost“ einebnen. Nur in wenigen Fällen ist die zeitweilige Pflege eines Grabs durch Angehörige vermerkt.  

Das Grabfeld nach 1989/90

Zusammen mit den menschlichen Überresten von acht italienischen Staatsangehörigen aus dem Grabfeld G wurden im Juni 1992 zwei der zwölf im Grabfeld K bestatteten italienischen zivilen Zwangsarbeiter nach Italien überführt.

 

1992: Gedenkanlage für Opfer der alliierten Luftangriffe

Am 16. Dezember 1992 wurde im Grabfeld K eine aus 36 Buchenholz-Stelen bestehende Gedenkanlage eingeweiht, die über Trittplatten zugänglich gemacht wurde. Im Vorfeld ließ die Katholische Kirchhofstiftung fünfzehn noch bestehende Gräber einebnen, deren Nutzungsrecht abgelaufen war. 2006 wurden die stark verwitterten Holzpfähle saniert, 2014 durch neue Stelen aus Eichenholz ersetzt.

Die hier liegenden Toten waren in den Gräberlisten des Grünflächenamts zutreffend als Vertriebene nach § 1 (2) Nr. 6 Gräbergesetz anerkannt worden. Dennoch wurden sie als Opfer der Bombenangriffe deklariert. Die Gedenkinstallation sollte an diese Opfergruppe erinnern, obwohl auf dem Grabfeld gar keine zivilen Opfer der Bombenangriffe bestattet wurden. Wie aus Erläuterungen des Grünflächenamtes hervorgeht, zeigten sich Holzstelen je nach Lichteinfall als mahnende Formation von Kreuzen oder erinnerten an bei dem Bombenangriff auf Dresden verbrannte Schornsteine. 

Diesem Narrativ entsprechend wurde das Grabfeld K um eine Liegeplatte ergänzt, der zufolge hier „267 Opfer der Bombenangriffe auf Dresden“ ruhen. Der Charakter als „Bombenopfergrabfeld“ wird dadurch weiter verstärkt, dass die Platte zugleich zum Gedenken an angeblich 128 in anderen Grabfeldern beigesetzte Bombenopfer aufruft, deren Gräber neu belegt wurden. Wohl um eine Verbindung zu den angeblich auf dem Grabfeld J bestatteten Luftkriegstoten herzustellen, wurden dort weitere vier Holzstelen installiert.