Geistliche und Ordensangehörige (Mauergrabstätten)

Unter den Opfern von Krieg und staatlicher Gewalt sind auch zwei Seelsorger und sechs Ordensschwestern, die bei den Bombenangriffen auf Dresden am 13. Februar und 17. April 1945 ums Leben kamen. Alle sind in Gräbern an den Friedhofsmauern beigesetzt, die Schwestern in ordenseigenen Begräbnisanlagen der Nazarethschwestern vom heiligen Franziskus sowie der Borromäerinnen.



Der Franziskanerpater Adeodat, bürgerlich Vitus Frankrone, vier Nazarethschwestern und zwei Borromäerinnen starben am 14. Februar 1945 in Luftschutzkellern im Umfeld der Schloßstraße 32. Dort befand sich das so genannte Geistliche Haus, das die katholische Kirche seit 1832 als Verwaltungsbau nutzte. Neben dem Pfarrhaus der Hofkirche beherbergte es ein Nazarethschwesternheim und das Kapellknabeninstitut. 

Die vier Nazarethschwestern, darunter Schwester Maria Sofia, bürgerlich Magdalene Wodarz, wurden in der ordenseigenen Gedenk- und Begräbnisanlage beigesetzt und auf Grabplatten namentlich verzeichnet. Lediglich symbolische Erwähnung finden dort hingegen die Schwestern Maria Nikola, bürgerlich Ernestine Stephany (1902–1945), und Maria Ignatia, bürgerlich Agnes Meier (1901–1945), deren menschliche Überreste nicht geborgen werden konnten. Ebenfalls nur symbolisch genannt ist die Gründerin der Kongregation der Nazarethschwestern, Mutter Maria Augustina, bürgerlich Clara Schumacher (1887–1945). Ein sowjetischer Soldat erschoss sie am 8. Mai 1945, als sie ihm und weiteren sowjetischen Soldaten den Zutritt zum Klostergelände verwehrte. Ihr Leichnam wurde im Klostergarten bestattet, da eine Überführung auf den Neuen Katholischen Friedhof zu dieser Zeit nicht möglich war.

Die Borromäerinnen Schwester Maria Malberta, bürgerlich (Vorname unbekannt) Hettwer (1901–1945), und Maria Irene, bürgerlich Rosa Sroka (19011945), sind gemeinsam in einem Grab bestattet.
 

Die Ordensschwestern und Pater Adeodat wurden am 21. Februar 1945 durch den damaligen Diözesancaritasdirektor Willibrord Sprentzel (1892–1978) eingesegnet. Zwei Tage nach der Beisetzung hielt Clara Schumacher (Schwester Augustina) ihren Kenntnisstand über Todesumstände und Beisetzung fest. In ihrem Bericht erwähnte sie auch den ebenfalls in der Schloßstraße umgekommen Probst Wilhelm Beier und seine Schwester Maria Beier, die beide ebenfalls am 21. Februar 1945 auf dem Alten Katholischen Friedhof beigesetzt worden waren. Bei dem erwähnten „Kircheninspektor mit Familie“ handelt es sich um den Kanzlei-Assistenten des Kapellknabeninstituts Otto Pätzold und seine Frau Marianne Pätzold, die mit anderen deutschen Zivilist:innen im Grabfeld H beigesetzt worden waren. Die menschlichen Überreste des Franziskanerpaters und Kaplans an der Hofkirchenpfarrei, Dr. Gabriel Hoppmann, wurden nicht geborgen.

„Das Haus, in dem sich das Kath. Pfarramt der Hofkirche befand […] wie gegenüber das Schloß und alle Nebengebäude, bekamen Volltreffer. Alles ist vernichtet; viele Menschenleben sind zu beklagen und jene, die in den starken Kellern Schutz gesucht hatten, wurden fast alle von dem furchtbaren Luftdruck getötet. Bei den bald einsetzenden Bergungsarbeiten fand man die Schwestern M. W e n d e l i n a, M. S o p h i a und M. C h r i s t o p h o r a sowie den hochwürdigen Herrn Pater ADEODATUS Frankrone O.F.M. 

Zwei Tage später wurde in einem Keller, zwei Häuser weiter, der hochwürdige Herr Probst B e i e r, Schwester M. V a l e n t i n a und andere Opfer gefunden auch die Schwester von Herrn Probst und der Kircheninspektor mit Familie. Herr Probst trug die Stola und seine Hand hielt noch die Patene. GOTT hat ihn mitten aus seinem hohen Berufe heimgeholt, da er die hl. Sakramente spendete. Er pflegte bei Alarm in den Kellern die Gläubigen aufzusuchen, um ihnen geistlichen Beistand und Trost zu spenden. Zur Hilfeleistung bei Unfällen nahm er eine Schwester mit. So erklärt sich, daß Schwester Valentina in seiner Nähe war ... 

Der hochwürdige Herr Pater Frankrone hielt das Allerheiligste noch auf der Brust und neben sich ein Ciborium, mit heiligen Hostien. Priester, Schwestern und die anderen Gläubigen hatten vor dem Angriff die Generalabsolution empfangen, sie weilten in der Nähe des im hl. Sakramente verborgenen HEILANDES und konnten getrost vor Sein Antlitz treten. 

Leider fehlt noch unsere Schwester M. N i k o l a, auch Herr P. Gabriel H o p [p]  m a n n ist noch nicht gefunden. Man hofft sie auch aus einem Nachbarkeller bergen zu können, wohin sie sich, vermutlich in gleicher Absicht, wie der hochwürdige Herr Probst, begeben haben.

Nun sind am Donnerstag, den 22. Februar unsere lieben Heimgeholten, die mit treuer Hilfe von Priestern und Laien, aus den Kellern geborgen werden konnten, in geweihte Erde bestattet worden. ... Herr Caritasdirektor und Bischöfliche Rat  S p r e n z e l, der sich als wahrer Caritasapostel erwiesen hat, in diesen Tagen der Heimsuchung, beerdigte die teueren Toten darunter auch zwei Borromäerinnen waren. Konnten wir auch allen keine kostbaren Kränze widmen, nur ein wenig Grün aus Nazareths Garten, um so herzlicher begleiteten unsere Gebete die lieben Seelen.“

Erinnerungsbericht Mutter Maria Augustina, Goppeln, 23.2.1945 (Auszug) © Sammlung Nazarethschwestern vom heiligen Franziskus

Seit 2019 eine Namensplatte in einer neuen Gedenkanlage für die verstreut auf dem Friedhof bestatteten Angehörigen des Jesuitenordens symbolisch an Hans von Hahn (1904–1945). Der Pater kam höchstwahrscheinlich bei den Bombenangriffen des 13./14. Februar 1945 zusammen mit seiner Mutter am Dresdner Hauptbahnhof um.

Vinzenz Krekeler, Kaplan an der Pfarrkirche Franziskus Xaverius in Dresden-Neustadt, kam während des Luftangriffs auf Dresden am 17. April 1945 ums Leben.